Der Generalplaner TSPC hat eine in Europa einzigartige 10.000 m2 große Sportterrasse auf dem Dach des neuen Campus der Ungarischen Universität für Körperkultur und Sportwissenschaften entworfen, der im Rahmen der Entwicklung des Gebäudekomplexes. Wir sprachen mit der Architektin-Planungsdirektorin Szilvia KÖNÖZSI über noch beispiellose bauliche Lösungen, Nachhaltigkeit und ein einzigartiges Sporterlebnis in der Großstadt.

Wie ist die Idee einer speziellen Sportterrasse an der Ungarischen Universität für Körperkultur und Sportwissenschaften entstanden?
Entsprechend den Erfordernissen des Sportunterrichtsprogramms der Ungarischen Universität für Körperkultur und Sportwissenschaften ging es nicht nur um den Bau von Klassenzimmern, Trainings- und Unterrichtsräumen, sondern man hatte auch vor, den Studenten Sport- und Trainingsmöglichkeiten im Freien zu bieten. Eine der für die Universitätsentwicklung vorgesehenen Flächen war jedoch das Gebiet der Hauszmann-Häuser und seines historisch wertvollen Gartens, wo Sportanlagen im Freien aufgrund des Denkmalschutzes nicht errichtet werden konnten. Unser Entwurfsteam suchte nach ausländischen Beispielen, fand aber keine europäischen Universitätsbauten mit mehrstöckigen Sportfunktionen, und so gelangen wir zur Architektur Japans, wo bei vielen Bildungsgebäuden eine maximale Raumausnutzung durch die Platzierung von Außensportanlagen auf dem Dach erreicht wurde. Dies war die Inspiration für die Gestaltung des Sportdachs.
Wie kann man eine solche Funktion auf dem Dach anbringen?
Im Laufe der Planung haben wir uns an mehreren Stellen die oben erwähnte mehrstufige Anordnung der Sportfunktionen ausgenutzt. Die Leichtathletikhalle und das 50-Meter-Schwimmbecken wurden in einem einzigen Gebäudekomplex untergebracht, an den sich das Gebäude der Turnhalle in geschlossener Reihe anschließt. Bei der Planung wurden diese Gebäude so positioniert, dass das Dach bündig läuft, so dass z. B. eine 450-Meter-Laufbahn angebracht werden kann.
Welche Funktionen werden hier angesiedelt sein?
Auf dem Dach werden eine 450 Meter lange Tartanlaufbahn, Teqball-Tische, Geräte für Fitness, Street Workout, TRX, Krafttraining, eine Slackline, Pingpong und ein Yoga-Bereich im Freien angebracht. Während der Unterrichts- und Sportpausen können Studenten sich in einem schattigen Bereich – mit Café, Bänken, Tischen und grüner Rasenfläche – ausruhen.
Welche Fachdisziplinen haben zu den Entscheidungen über die Sportterrasse beigetragen?
Zunächst wurde das architektonische Konzept erfasst, dann mussten die Tragwerksplaner eine Lösung für die Berechnung der dynamischen Lasten auf das Tragwerk der großen stützenfrei überspannten Hallen aufgrund der sportlichen Aktivitäten finden, da die Normen keine Berechnungsvorgaben für solch groß überspannte Strukturen mit dieser Funktion vorsehen – das Tragwerk der Leichtathletikhalle hat eine Spannweite von 54 Metern und das des Schwimmbades 38 Meter. Mit Hilfe der Mitarbeiter des Lehrstuhls für Tragwerke der Technischen Universität Budapest konnten wir die Struktur für diesen speziellen Fall entwerfen.
Weitere Planungskoordinierung war erforderlich, um die Aufbauten auf dem Dach, wie z. B. Rauchabzugskuppeln, mit den Anforderungen der Sportfunktionen zu integrieren. Es ist so geplant, dass die Nutzer des Sportdaches nichts von den technischen Strukturen mitbekommen, denn der Panoramablick und die Grünflächen die Anlage behaglich machen.

Die Sportterrasse ist für Jugendliche und Studenten gedacht. Was bedeutete das für Euch bei der Planung?
Für Studenten zu planen bedeutet Planung für die Zukunft. In dieser Altersgruppe entsteht der Entwicklungsbedarf, das Phänomen der Inkubatoren, der Bedarf an Co-Working-Arbeitsräume, und um den Wissensdurst zu stillen, muss man auf dem Campus ein hervorragendes Umfeld bieten. Vom Reißbrett bis zur Übergabe des Gebäudes vergehen oft mehrere Jahre, in diesem Fall bis zu 6-7 Jahre. Und im Falle einer Universitätseinrichtung muss das Denken des Planers nicht nur seiner Zeit um einige Jahre voraus sein, sondern man muss sich durch die Organisation des Raums und die geschaffene Umgebung auch nach den Gewohnheiten und dem Lebensstil der künftigen Nutzer richten.
Welche Angaben könnten in Bezug auf die Sportterrasse von Belang sein?
Die wichtigste und einzigartigste Angabe ist: 10.000 m2, d. h. die Fläche des Sportdachs beträgt ein Hektar – wenn wir uns nicht irren, wird dies die größte Sportterrasse einer Universität der Innenstadt in Europa sein. Es wird auch ein großartiges Erlebnis sein, in einer Höhe von 8,5-11 m über den umliegenden Straßen Sport zu treiben. Wer diesen Stadtteil von Buda kennt, weiß, dass die Umgebung hier schön und besonders ist.
Welche Materialien haben Sie vorgeschlagen?
Bei der umweltbewussten Gestaltung des Daches wurde nur ein wasserdurchlässiger Belag aus natürlichen Materialien und Vegetation verwendet. Das Regenwasser wird aufgefangen, und das Gebäude und seine Umgebung werden auf Regenschauer vorbereitet. Die Energie der Sonne wird von Solarbatterien auf den nach Süden ausgerichteten, geneigten Flächen der herausgehobenen Oberlichter der Leichtathletikhalle gesammelt und für die Sportbeleuchtung und den Betrieb der internen Versorgungssysteme verwendet.

Wie reagiert die Sportterrasse auf aktuelle Fragen der Architektur?
Wie bei all unseren Arbeiten such auch die Sportterrasse die Antwort auf eine Reihe globaler Fragen der Architektengemeinschaft. Die am häufigsten genannte Herausforderung ist die Nachhaltigkeit und die Frage, wie die übermäßige globale Erwärmung verringert werden kann. Unter anderem haben wir Antworten auf diese Fragen gefunden, indem wir die fünfte Fassade zu einem Raum gemacht und ihr eine Gebrauchsfunktion gegeben haben. Die Mikroumgebung des Sportdaches wird dank der Wahl des Pflanzenwuchses und des Belags sowie der Optimierung des Wasserverbrauchs etwa 5-6 Grad wärmer sein als das der Flachdächer.
Was für ein Punkt wird es nach seiner Fertigstellung in Budapest sein?
Wir glauben, dass die nahe Aussicht auf die Budaer Berge, die Silhouette des Burgberges und die Umarmung des Gellértberges den Sportlern ein einzigartiges und inspirierendes sportliches und soziales Erlebnis bieten werden. Ein Abschnitt des Dachs wird als Veranstaltungsterrasse der Universität um eine Ebene über das Sportdach liegen, von wo aus die Gäste ein noch nie dagewesenes Panorama von Budapest erwartet.